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haben. Ich unterschreibe mit beiden Händen alles, was Sie dort gesagt haben, und freue mich sehr, dass ich einen solchen Gesinnungsgenossen, wie Sie, habe. In dieser Rede sprachen Sie von russischen Bauern, die vor einigen Jahren dem Militärdienste absagten und dafür grosse Leiden trugen. Jetzt sind solcher Leute hunderte. Vor einigen Tagen erhielt ich die schreckliche Nachricht, dass einer von diesen Leuten bis zu Tode gequält wurde Obgleich ich fest überzeugt bin, dass dieses, dass heisst das Absagen des Militärdienstes, der einzige Schlüssel ist zur Lösung nicht des Militarismus, aber der socialen Frage, doch es ist schrecklich zu denken, wie viele Märtirer noch umkommen werden, und wie viel Grausamkeit und wie viel Lügen noch von Seite der Regierung geübt werden müssen, überhaupt wenn man selbst nicht die Gelegenheit hat, wie Sie es gethan haben, durch seine Handlung im Leben der guten Sache mitzuwirken.

Sie schreiben in Ihrem Briefe, dass Sie keinen Gott kennen und anbeten können, weil er nicht gut, aber böse sein müsste. Mir scheint dies ein sehr, verbreitetes Missverständniss zu sein. Gut oder böse kann nur ein Gott, welcher der Schöpfer der Welt und des Menschen und der Belohner und der Bestrafer der Menschen ist. Solch ein Gott ist aber nur ein hässlicher Aberglaube und solch einen Gott kann kein vernünftiger Mensch sich denken. Aber ohne einer Idee der unendlicher Vernunft und Liebe, von welchen wir in uns einen endlichen Theil, beschränkten von Zeit und Raum, fühlen, kann auch ein vernünftiger und guter Mensch nicht leben.

Das ist, was ich Ihnen sagen wollte. Ich hoffe, dass Sie mich, ungeachtet meiner schlechten deutschen Sprache, verstehen werden.

Nachricht von ihnen zu erhalten wird mir eine grosse Freude machen. Übergeben Sie, bitte, Ihrer guten Frau, die mit Ihnen einverstanden ist, meinen herzlichen Gruss.

Mit brüderlicher Liebe
Ihr Freund
Leo Tolstoy.

25 November 1896.

Kennen Sie das Buch über den Lehrer Drochin, der im vorigen Jahre im Kerker starb, weil er nicht dienen wollte, und auch meinen Aufsatz über die Duchobory und den Patriotismus?

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